Samstag, 24. Januar 2009
 
Opernballdemo: Außer Datensammeln nichts gewesen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Donnerstag, 15. Februar 2007

Bei der diesjährigen Demo feierte die Polizei einen Riesenerfolg - wieder ein Haufen neuer junger Leute in der Stapo-Kartei.

"Der da mit der Kamera!" Manchmal sind Wiens Polizisten schon sehr witzig. Vor allem wenn sie in Zivil sind - oder besser in Punkeruniform. 40jährige Männer mit Polizistengesichtern und Palästinensertüchern - sehr unauffällig! Und dann haben sie nicht besseres zu tun, als den Schreiber dieser Zeilen zu photographieren, weil er selbst einen Polizeikordon photographierte. Sehr glaubwürdig und unheimlich sinnvoll.

Weniger witzig war der Kessel vor dem Museumsquartier. Die Polizei berichtete, es hätte eine Schlägerei gegeben. Und nahm das zum Vorwand, etwa 80, zumeist sehr junge Leute über eine Stunde lang bei eiskalten Regen festzuhalten, um sie dann einzeln zu perlustrieren, abzuphotographieren und ihre Personalien zu notieren.

Was das für eine Schlägerei gewesen sein soll, konnte mir aber niemand der Leute, die aus diesem Kessel schließlich entlassen worden waren, sagen. Laut Polizei soll es eine Schlägerei unter den Punks gewesen sein - diese hat zwar sonst niemand gesehen, aber vielleicht gab es sie doch. Wenn man an die Polizisten mit Palästinensertüchern denkt, kann man da schon auf Gedanken kommen...

Dem Vernehmen nach dürfte der darauffolgende Polizeieinsatz jedoch ohne Hiebe vonstatten gegangen sein. Was bleibt ist die Vormerkung mehrer Dutzend neue Gesichter in der Stapo-Kartei. Es zeigte sich hier wiedereinmal, wie wichtig es ist, daß irgendeine Organisation mit Reputation (bspw. die Grünen) eine Kundgebung anmeldet, um zu vermeiden, daß junge, politisch engagierte Leute nicht so leicht unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand kriminalisiert werden können.

Sonstige Aktivitäten

Nach Polizeiangaben soll es dann auch noch eine Mini-Demo durch die Kärntnerstraße gegeben haben, wo es zu keinen weiteren Festnahmen gekommen sein soll. Gegenteilige Berichte liegen uns nicht vor.

Auch vor die Oper in die Kärntnerstraße kamen immer wieder offensichtlich Demonstrationswillige, die aber angesichts weniger anderer Protestierender und des Sauwetters schnell wieder die Szenerie verließen.

Ein weiterer Protest in der Oper von fünf Aktivistinnen mit Eintrittskarten, die gegen Euratom protestierten, sorgte kurzfristig für Wirbel, aber nach ein paar Pressephotos zogen die Aktivistinnen wieder so schnell ab, wie sie gekommen waren. Die Tierschutzorganisation Peta protestierte angemeldet und unbehelligt gegen die Pelzträgerinnen, die die Oper besuchten.

Für das größte Chaos allerdings sorgte die Polizei selbst, da die Absperrungsmaßnahmen den späten Abendautoverkehr doch nachhaltig durcheinanderbrachten. Schließlich waren laut Polizei 600 Beamte im Einsatz, die nicht so leicht zu koordinieren sind. Auch der Fahrer eine Stretch-Limousine, der sich auf der engen Ring-Nebenfahrbahn verfahren hatte, sorgte mit seinen hilflosen Reversier-Versuchen für ein Gelingen des Abends.

Hilton flüchteteKJÖ-Flugi gegen die Reichen und Schönen

Da die Umgebung der Oper und die Oper selbst wie jedes Jahr zerniert waren, verlegte sich der Protest teilweise auch auf das Vorprogramm. So mußte Paris Hilton aus dem Atrium der Lugner City flüchten, nachdem die Kommunistische Jugend (KJÖ) Flugblätter von der Ballustrade geworfen hatten, um dagegen zu protestieren, daß "sich auch am heurigen Opernball die selbsternannten ‚Reichen und Schönen' ein Stell-Dich-Ein liefern werden, um mit ihren Geld zu protzen" während denen, "die ihren Reichtum Tag für Tag erarbeiten, nur ein immer kleineres Stück vom Kuchen übrig bleibt". Die übrigen Wurfgeschosse die gegen Hilton und Lugner talwärts segelten, sei, so die KJÖ "ein Umstand, für den wir nicht verantwortlich zeichnen, den wir aber gewiss nicht bedauern."


Die KJÖ-Aktion: http://www.kjoe.at/article.php?story=20070215180752752
Vorausberichterstattung: http://www.dieanderezeitung.at/index.php?=464&Itemid=92
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